Strohdach nach Hofer Art ( 1. Vorbereitung)

bereitliegende schaab zum decken des strohdaches

Für ein Strohdach bedarf es einer Reihe alter Arbeitstechniken, die heutzutage kaum mehr überliefert sind, samt der Gerätschaften für Ernte und Dreschen. Zunächst wird im Herbst Winterroggen ausgesät, der in darauffolgenden Sommer geerntet und in den Folgemonaten gedroschen und gebunden wird, bis fertige Schaab auf´s Dach können. Also einem Vorlauf von gut eineinhalb Jahren von der Aussaat bis zum gedeckten Strohdach.

Saatgut, Anbau und Ernte

Soll Stroh für ein Dach verwendet werden, benötigt man möglichst langes und ungeknicktes Stroh, um eine mehrfache Überlappung zu erzielen. Deshalb ist Roggen zu bevorzugen, allerdings läuft die Zucht der Roggensorten seit Jahrzehnten in Richtung Kornertrag und Standfestigkeit, was zu kürzerem Stroh führt. Darum greift man auf alte Sorten zurück, wie den Karlshulder Winterroggen (D) oder Kaltenberger Winterroggen (AT).

Die Aussaat erfolgt dünner als üblich und auf die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sollte gänzlich verzichtet werden (allenfalls gegen „Unkraut“), da dies die Haltbarkeit des Strohs unter Witterungseinflüssen deutlich mindern würde, aber auf dem Feld eben ein höheres Lagerrisiko bedeutet.

Weil die Ernte so strohschonend wie möglich zu absolvieren ist, sind moderne Mähdrescher ungeeignet. Geknickte und gebrochene Halme würden Wasser aufsaugen und dadurch schneller verrotten, anstatt es abfließen zu lassen. Deshalb  muss auf reine Handarbeit mit Sense, Sichel oder Sichte bzw. auf einen Mähbinder zurückgegriffen werden. Danach stellt man die gebundenen Garben, wie in alten Zeiten, wieder in Puppen auf.

 

Dreschen und Schaab binden

schaab gedreht

Schaab, eine Hälfte um 360 Grad verdreht, damit das Band straff wird – noch ungeschnitten

Das gedroschene Stroh – wie im vorherigen Beitrag beschrieben – ist speziell zu binden, um die Festigkeit auf dem Dach sicher zu stellen. Hierzu wird etwas mehr als benötigt mit beiden Händen unterhalb der Ähren aufgenommen und kräftig ausgeschüttelt und gegen einen Balken geschlagen oder durch einen befestigten groben Rechen gezogen. Damit entfernt man die kürzeren oder querliegenden Halme und das Unkraut.

schaab aus roggenstroh

Schaab aus Roggenstroh, gedreht

 

Anschließend legt man das Bündel ab, umfasst es bei den Halm-enden und stößt es an einer Wand möglichst bündig, sodass später weniger Verschnitt entsteht. Nun fertigt man ein etwa daumen-dickes, in sich verdrehtes Strohband an und  bindet damit das Bündel ca. 20 cm unterhalb der Halmenden zusammen. Dieses Bündel wird knapp unterhalb des Bandes auf ein schmales, keilförmiges, an der Wand befestigtes Brettchen gesteckt und in zwei gleichmäßige Hälften geteilt. Eine Hälfte verdreht man um 360°, damit das Band eine 8 ergibt, was die Festigkeit des ganzen steigert, evtl. sogar über die Haltbarkeit des Bandes hinaus. Abschließend noch die Halmenden mittels eines Strohschneiders oder einer Axt bündig schneiden und fertig ist die Schaab!

6 Stück werden zu einem Bündel zusammengebunden und einge-lagert. Die Schaab sollten möglichst gleichstark sein, damit beim Dachdecken keine Beulen oder Dellen entstehen. Je länger das Stroh ist und je stärker der Durchmesser an den Halmenden (normal etwa 20 cm), umso länger ist auch die Haltbarkeit auf dem Dach.

Vorbereitende Holzarbeiten

Für ein reibungsloses Dachdecken sollten benötigte Holzteile vorab angefertigt werden.

Einerseits sind dies Nut und Keil Schindeln von ca. 12 cm Breite und 60 – 80 cm Länge mit diesem Querschnitt:

querschnitt einer schindel aus lärchenholz

Querschnitt einer Nut- und Keilschindel aus Lärchenholz

Wurden diese früher mittels Spezialwerkzeugen mit der Hand zurechtgeschlagen (oder einfache Brettchen als Kriecher und Decker angebracht), nimmt man heute die Säge. Zwecks der besseren Haltbarkeit verwendet man Lärchenholz. Auf das Dach kommt eine Schindelreihe an die Traufe, ein Saum von ca. 4 Schindeln an den Ortgängen ( = Giebelseiten) und eine Reihe auf den First, welche als Abschluss die oberste Strohreihe zu einem Drittel überdeckt. Das Deckstroh erhält somit einen dichten Rahmen, auf dem es aufliegen kann bzw. einen schützenden Deckel auf dem First.

Weiterhin sollten für den Fall, dass beschädigte Dachstangen getauscht werden müssen, diese vorrätig sein. Die Stangen, auf zwei Seiten abgeplattete Rundhölzer von etwa 8 cm im Querschnitt, werden im Abstand von 30 bis 40 cm quer auf den Sparren befestigt. Weil daran später das Stroh gebunden wird, sind Vierkanthölzer ungeeignet, da jene das haltende Strohband zu stark strapazieren würden.

Ist alles Material in ausreichender Menge vorbereitet, benötigt es noch gutes Wetter für einen Decktag.