Strohdach – Historie & Heute

strohdach

Historie und Verbote

Das Strohdach ist ein Relikt aus vorgeschichtlicher Zeit. Unsere Urahnen deckten ihre Behausungen mit jenen Materialien, die ihnen die Natur zur Verfügung stellte: Grassoden, Reet oder eben Stroh, welches mit der Ausbreitung des Ackerbaus ab der neolithischen Revolution vorhanden war.

Abseits der Küsten, Marschgebiete und Flüsse dürfte Stroh die wohl verbreitetste Form der Dachdeckung gewesen sein, denn Holzschindeln, Schieferplatten oder Dachziegel waren kaum in Eigenleistung herzustellen und ein erheblicher Kostenfaktor.

Ab dem ausgehenden Mittelalter begannen jedoch Magistrate und Landesherren Strohdächer zu verbieten. Aufgrund zahlreicher Brandkatastrophen wurde das feuerempfängliche Strohdach zum Sündenbock und viele Städte und Gemeinden erließen Brand- und Feuerordnungen, die den Neubau solcher Gebäudetypen untersagten. Die Verbotswelle erreichte ihren Höhepunkt im 18. und 19. Jahrhundert, als die Landesherren (z.B. in Hessen) sogar Ausbesserungsarbeiten und Neueindeckungen bestehender Dächer mit Stroh unter Strafe stellten und den Umbau vorhandener Strohdächer einforderten. Das steigerte in der aufgewühlten Zeit des Vormärzes den Unmut der Bevölkerung zusätzlich. Sollte beispielsweise im Schwarzwald ein Strohdach bestehen bleiben, so musste das Stroh mit Draht auf die Lattung gebunden und über den Haus- und Stallausgängen Ziegel angebracht werden. Im Ernstfall konnten so Menschen & Tiere ins Freie gelangen.

Was die Verbote nicht erledigen konnten oder wo es sie nicht gab, dem rückten ab Ende des 19. Jahrhunderts die Brandversicherungen mit erhöhten Prämien zu Leibe. Und schließlich brachte die Mechanisierung der Getreideernte mit dem Ende des Handdreschens und den aufkommenden Mähdreschern den Untergang weiterer Strohdächer.

Konkrete Zahlen liegen mir aus dem schweizerischen Kanton Aargau vor: laut dem Museum Ballenberg standen dort im Jahre 1806 wohl 12 234 Strohdachhäuser, 1909 nur noch 2 500 und heute weniger als ein Dutzend.

Zahlreiche Maler vergangener Jahrhunderte hielten diese Bauwerke in ihren Bildern fest. Eine große Anzahl alter Gebäudeansichten ist auf http://bauernhofarchiv.blogspot.de/2010_05_01_archive.html einsehbar.

Heutige Verbreitung im deutschsprachigen Raum

Im Landkreis Hof gibt es 4 strohgedeckte Anwesen: im oberfränkischen Bauerhofmuseum Kleinlosnitz (www.kleinlosnitz.de), das Weberhausmuseum in Neudorf (www.schauenstein.de/leben/museen.html), sowie das Weberhaus in Kleinschwarzenbach (www.weberhaus-kleinschwarzenbach.de) und eines in privater Hand, das ständig bewohnt und somit erhalten wird.

Imposante Sammlungen mit mehreren Strohdachhäusern zeigen das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof (www.vogtsbauernhof.de) in Gutach, das Freilichtmuseum Kommern in der Eifel (www.kommern.lvr.de) und in der Baugruppe Mittelalter des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim (www.freilandmuseum.de).

Jeweils einzelne Strohdächer können sie in folgenden Museen betrachten:

Erzgebirgisches Freilandmuseum in Seiffen (www.spielzeugmuseum-seiffen.de/freilichtmuseum_seiffen.cfm)

Freilichtmuseum Hessenpark im Taunus (www.hessenpark.de)

Schwäbisches Volkskundemuseum in Oberschönenfeld (www.schwaebisches-volkskundemuseum.de)

Schwäbisches Bauernhofmuseum in Illerbeuren (www.bauernhofmuseum.de)

Oberpfälzer Freilandmuseum in Neusath (www.freilandmuseum.org)

Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck /Schwarzwald (www.freilichtmuseum-neuhausen.de/portfolio-item/c1-tageloehnerhaus-delkhofen/)

Schneiderhof in Steinen /Schwarzwald (www.bauernhausmuseum-schneiderhof.de)

Freilichtmuseum Beuren (Esslingen) (www.freilichtmuseum-beuren.de)

Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach (www.museumsdorf-kuernbach.de)

In freier Wildbahn haben nur einzelne Strohdächer überlebt, so in Gaisbühl (www.strohdachhaus-gaisbuehl.de), Elzach,  Glottertal (2), Oberharmersbach und dem Klausenbauernhof (http://kult1.kultgast.com/index.html jeweils im Schwarzwald), in Pillgram bei Frankfurt/Oder und in Höfen bei Aachen.

In der Schweiz stehen im Freilichtmuseum Ballenberg (www.ballenberg.ch) 2 Strohdachhäuser aus dem Aargau. Im Kanton Aargau selbst gibt es noch kleinere strohgedeckte Museen in Kölliken, Muhen und Leimbach. Außerdem in Hüttikon / Kanton Zürich und in Rohr / Solothurn (letzteres ist in privater Hand und bewohnt).

Auch in Österreich existieren noch einige Strohdächer, so in Weitersfelden, Königswiesen und Brunnwald im Mühlviertel / Oberösterreich, die sich scheinbar alle in Privatbesitz befinden. Das Freilichtmuseum Maria Saal in Kärnten (www.freilichtmuseum-mariasaal.at) unterhält ebenfalls strohgedeckte Gebäude. Besonders spektakuläre Strohdächer sind im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing bei Graz (www.freilichtmuseum.at) und im Museum Gerersdorf im Burgenland (www.freilichtmuseum-gerersdorf.at/rundgang) zu sehen. Im Burgenland überlebten einige strohgedeckte Bauten und werden erhalten: das Heimathaus in Stinatz, die Weinkeller in Heiligenbrunn (www.kellerviertel-heiligenbrunn.at) und in Neumarkt a. d. Raab (www.kuenstlerdorf.net).

In Südtirol gab es Anfang der 1970er noch 64 Strohdächer, bis 2012 blieben davon 16 übrig. Ein Bericht dazu ist einsehbar unter: http://www.hpv.bz.it/images/stories/pdf/kulturfenster_2012-02.pdf (Seiten  3 – 6).

Selbstverständlich erhebt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern entspringt einer kurzen Netzrecherche. Die Frage, wo es noch echte Strohdächer (insbesondere außerhalb von Museen) gibt, ist eher im Rahmen einer studentischen Abschlussarbeit zu klären.

International ergibt die Google-Bildersuche bzw. über Stockfotos in Bildagenturen folgendes: Viele Relikte echter Strohdächer sind im ehemaligen Ostblock von Polen, über die Ukraine, Russland, Ungarn, Rumänien und Slowenien zu finden. Meist in erbärmlichen Zustand, jedoch auch einige neu eingedeckte.

Das französische Chaumiére (= Strohdachhaus) unterliegt ähnlichen Problemen wie hier und wurde oft durch Reet oder andere Dacheindeckungen ersetzt. So existieren wohl nur Wenige mit echten Strohdächern.

Weitere Treffer kommen aus Schottland, Wales und von der Westküste Englands. Landesweit verbreitet sind Strohdächer (neben Reetdächern) in Irland, etwa im Glencolmcille (www.glenfolkvillage.com) oder auf den Aran Inseln. Emma Byrne hat den hübschen Bildband „Irish Thatch“ dazu verfasst. Allerdings habe ich in Irland ebenso unzählige Strohdächer gesehen, die dem Verfall preisgegeben sind.

Diese natürliche Form der Dachdeckung gab und gibt es selbstverständlich auch auf anderen Kontinenten, wie in Afrika und Asien (mit besonders schönen Exemplaren in Japan). Machen sie sich selbst auf die Suche!

Im Wandel der Zeit

Etliche strohgedeckte Häuser in Privatbesitz sind bei der fälligen Erneuerung der Eindeckung in Reetdächer umgewandelt worden, einfach weil Reet als Deckmaterial auf dem freien Markt einfacher verfügbar ist und länger hält. Selbst im geschützten Umfeld eines Museums ist das Überleben des Strohdachs nicht gesichert und so räumen der Vogtsbauernhof und der Ballenberg ein, Schwierigkeiten mit der Materialbeschaffung zu haben und ihre Strohdächer mit Reet zu strecken. Ebenso wie in Hüttikon / Kanton Zürich, das sich auch in öffentlicher Hand befindet, oder bei der Sanierung eines Taglöhnerhauses in Niederbayern (www.sueddeutsche.de/bayern/architektouren-allein-auf-weiter-flur-1.2536893-9).

Zum Glück gibt es auch engagierte Besitzer, die bereits verfallene oder umgebaute Dächer wieder in ihren orginalgetreuen Zustand mit echtem Strohdach umwandeln, so auf dem Gaisbühl und dem Klausenbauernhof.

Das Deckstroh war früher ein Nebenprodukt ohnehin anfallender Arbeit, folge dessen verfügbar und günstig. Auf dem Dach konnte für Ausbesserung und Erneuerung selbst gesorgt werden und altes Deckmaterial landete als Einstreu im Stall. Heute heißt es „Zeit ist Geld“ und so mutierte die Arbeit des Handdreschens zum kostspieligen Luxus. Natürlich sind Mähdrescher viel effizienter, nur das Stroh ist dann für ein Dach nicht mehr zu gebrauchen. Es fehlt bereits an geeignetem Ausgangsmaterial, da die alten langstieligen Sorten nicht mit dem heutzutage nötigen Ertragsniveau mithalten können.

Erste Anbieter in den USA offerieren Kunststoff in Strohoptik zur Dachdeckung. Ob diese wirklich die Lebensdauer eines echten Strohdachs übertreffen? Von allem anderen gar nicht zu reden ….

 

Strohdach nach Hofer Art ( 2. Dach decken)

strohdach - frisch gedeckt

Trockenes Wetter ist die Bedingung für einen Decktag, da zuerst das alte Stroh komplett entfernt wird. Dann lässt sich auch besser beurteilen, welche Holzteile auszutauschen sind. Wo notwendig Dachstangen wechseln, eine Schindelreihe an der Traufe und 3 bis 5 nebeneinanderliegende Schindeln an den Ortgängen hoch befestigen, Bleche um den Schornstein und in den Dachkehlungen kontrollieren, evtl. austauschen und dann ran an´s Stroh.

Strohdach decken

Bei sehr heißem Wetter und / oder langer Lagerzeit der Strohschaab kann es vorteilhaft sein, diese zunächst leicht anzufeuchten, um ein Brechen der Halme beim Decken zu umgehen. An einer Seite der ersten freien Stange von der  Traufe her beginnend, legt man die erste Schaab mit den Halmenden zum First zeigend an. Nun nimmt man aus dieser Schaab etwas Stroh und verdreht es zu einem Seil, führt dieses um die Dachstange herum und legt bereits die nächste Schaab an. Das Seil verlängert man mit Stroh aus jener 2. Schaab, umschlingt die Stange, nimmt die nächste Schaab, verlängert das Seil, bindet es um die Stange, nächste, verlängern, ….. bis das Dach fertig ist. Als Abschluss wird am Frist eine Reihe Schindeln angebracht und an den Rändern dienen kurze Äste dazu, das Stroh an Ort und Stelle zu halten (siehe Bild oben).

… das Strohseil hält die Schaab fest an Ort und Stelle …

Beginn des eigentlichen Dachdeckens: die ersten Schaab werden mit einem immer weiter verlängerten Strohseil an die Stange gebunden.

 

offenes strohdach beim decken

offenes Strohdach beim Decken: je länger das Stroh, umso mehr überlappt es auf die darunterliegenden Stangen, umso dicker das Dach

So simpel es klingt und ist, erfordert das Strohdachdecken – wie jedes Handwerk – Ausdauer, Präzision, Geschick und Gleichmäßigkeit. Das Strohseil darf keine Schwachstellen haben und soll in gleicher Festigkeit um die Stangen gewickelt sein. Neu angelegte Schaab müssen fest an die schon gebundenen geschoben werden. Nicht zu stark, dass die Schaab aufkanten, oder zu schwach, wodurch Schwachstellen entstehen würden. Das kürzeste Stroh nimmt man für die erste Stange nach der Traufe. Je länger das Stroh ist, umso weiter überlappt es auf die darunterliegenden Stangen und desto länger die Haltbarkeit. Die Lebensdauer eines Strohdaches hängt auch von der Lage und Ausrichtung des Gebäudes, der Dachneigung, Baumbestand, etc. ab und liegt bei etwa 12 bis 15 Jahren, Tendenz eher sinkend.

 

Warum „nach Hofer Art“ ?

Im Landkreis Hof gibt es noch 4 strohgedeckte Anwesen, die alle in althergebrachter, lokal üblicher Weise mit den Ähren nach unten in Richtung Traufe gedeckt sind. Das dafür notwendige Binden und Verdrehen der Schaab bedeutet mehr Aufwand beim Dreschen im Winter, ermöglicht später aber ein wesentlich schnelleres Decken des geöffneten Daches. Durch die Befestigung mit dem quasi endlos gedrehten Strohseil braucht es keinerlei Fremdmaterialen zum Decken.

strohdach von innen

Strohdach von innen – zur Befestigung werden keine anderen Materialien benötigt

In gleicher Art gedeckte Strohdächer soll es noch in Böhmen, Südtirol, Westungarn und Schweden geben. Im Landkreis Hof bestand diese Technik länger als anderswo fort (möglicherweise, weil diese Variante der Strohdachdeckung von den Bewohnern leichter repariert und ausgebessert werden konnte) und besteht bis heute. (vgl.: Popp, Bertram: Dächer aus Stroh; Die letzten Relikte einer alltäglichen Handwerkstechnik in Bayern; in: Neues aus der Hausforschung in Bayern, Bad Windsheim, 2015)

Sonst wurden und werden Dächer aus Stroh wie Reetdächer angefertigt: die Schaab nur einfach gebunden, die Halmenden zur Traufe gerichtet, Band gelöst, mit einem Deckbrett in der Dachneigung ausgerichtet und geglättet, an die gedeckte Nachbarbahn gedrückt und mittels Weidenruten oder Draht an die Dachstangen gebunden. Das eigentliche Dachdecken dauert dadurch entsprechend länger und benötigt mehr Material. Die dickere Strohschicht von etwa 30 cm lässt hingegen eine längere Haltbarkeit dieser Art der Strohdachdeckung erwarten.

Ein Strohdach sorgt – auch nach heutigen Gesichtspunkten – für ein günstiges Wohnklima, denn es wärmt im Winter und kühlt im Sommer, d.h. allerkleinste Luftzwischenräume im Dach sorgen für einen natürlichen Ausgleich. Und es hält trotzdem dicht und konnte selbst hergestellt werden. Allein der Erneuerungsdruck bleibt über die Jahre hinweg bestehen.

Strohdach nach Hofer Art ( 1. Vorbereitung)

bereitliegende schaab zum decken des strohdaches

Für ein Strohdach bedarf es einer Reihe alter Arbeitstechniken, die heutzutage kaum mehr überliefert sind, samt der Gerätschaften für Ernte und Dreschen. Zunächst wird im Herbst Winterroggen ausgesät, der in darauffolgenden Sommer geerntet und in den Folgemonaten gedroschen und gebunden wird, bis fertige Schaab auf´s Dach können. Also einem Vorlauf von gut eineinhalb Jahren von der Aussaat bis zum gedeckten Strohdach.

Saatgut, Anbau und Ernte

Soll Stroh für ein Dach verwendet werden, benötigt man möglichst langes und ungeknicktes Stroh, um eine mehrfache Überlappung zu erzielen. Deshalb ist Roggen zu bevorzugen, allerdings läuft die Zucht der Roggensorten seit Jahrzehnten in Richtung Kornertrag und Standfestigkeit, was zu kürzerem Stroh führt. Darum greift man auf alte Sorten zurück, wie den Karlshulder Winterroggen (D) oder Kaltenberger Winterroggen (AT).

Die Aussaat erfolgt dünner als üblich und auf die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sollte gänzlich verzichtet werden (allenfalls gegen „Unkraut“), da dies die Haltbarkeit des Strohs unter Witterungseinflüssen deutlich mindern würde, aber auf dem Feld eben ein höheres Lagerrisiko bedeutet.

Weil die Ernte so strohschonend wie möglich zu absolvieren ist, sind moderne Mähdrescher ungeeignet. Geknickte und gebrochene Halme würden Wasser aufsaugen und dadurch schneller verrotten, anstatt es abfließen zu lassen. Deshalb  muss auf reine Handarbeit mit Sense, Sichel oder Sichte bzw. auf einen Mähbinder zurückgegriffen werden. Danach stellt man die gebundenen Garben, wie in alten Zeiten, wieder in Puppen auf.

 

Dreschen und Schaab binden

schaab gedreht

Schaab, eine Hälfte um 360 Grad verdreht, damit das Band straff wird – noch ungeschnitten

Das gedroschene Stroh – wie im vorherigen Beitrag beschrieben – ist speziell zu binden, um die Festigkeit auf dem Dach sicher zu stellen. Hierzu wird etwas mehr als benötigt mit beiden Händen unterhalb der Ähren aufgenommen und kräftig ausgeschüttelt und gegen einen Balken geschlagen oder durch einen befestigten groben Rechen gezogen. Damit entfernt man die kürzeren oder querliegenden Halme und das Unkraut.

schaab aus roggenstroh

Schaab aus Roggenstroh, gedreht

 

Anschließend legt man das Bündel ab, umfasst es bei den Halm-enden und stößt es an einer Wand möglichst bündig, sodass später weniger Verschnitt entsteht. Nun fertigt man ein etwa daumen-dickes, in sich verdrehtes Strohband an und  bindet damit das Bündel ca. 20 cm unterhalb der Halmenden zusammen. Dieses Bündel wird knapp unterhalb des Bandes auf ein schmales, keilförmiges, an der Wand befestigtes Brettchen gesteckt und in zwei gleichmäßige Hälften geteilt. Eine Hälfte verdreht man um 360°, damit das Band eine 8 ergibt, was die Festigkeit des ganzen steigert, evtl. sogar über die Haltbarkeit des Bandes hinaus. Abschließend noch die Halmenden mittels eines Strohschneiders oder einer Axt bündig schneiden und fertig ist die Schaab!

6 Stück werden zu einem Bündel zusammengebunden und einge-lagert. Die Schaab sollten möglichst gleichstark sein, damit beim Dachdecken keine Beulen oder Dellen entstehen. Je länger das Stroh ist und je stärker der Durchmesser an den Halmenden (normal etwa 20 cm), umso länger ist auch die Haltbarkeit auf dem Dach.

Vorbereitende Holzarbeiten

Für ein reibungsloses Dachdecken sollten benötigte Holzteile vorab angefertigt werden.

Einerseits sind dies Nut und Keil Schindeln von ca. 12 cm Breite und 60 – 80 cm Länge mit diesem Querschnitt:

querschnitt einer schindel aus lärchenholz

Querschnitt einer Nut- und Keilschindel aus Lärchenholz

Wurden diese früher mittels Spezialwerkzeugen mit der Hand zurechtgeschlagen (oder einfache Brettchen als Kriecher und Decker angebracht), nimmt man heute die Säge. Zwecks der besseren Haltbarkeit verwendet man Lärchenholz. Auf das Dach kommt eine Schindelreihe an die Traufe, ein Saum von ca. 4 Schindeln an den Ortgängen ( = Giebelseiten) und eine Reihe auf den First, welche als Abschluss die oberste Strohreihe zu einem Drittel überdeckt. Das Deckstroh erhält somit einen dichten Rahmen, auf dem es aufliegen kann bzw. einen schützenden Deckel auf dem First.

Weiterhin sollten für den Fall, dass beschädigte Dachstangen getauscht werden müssen, diese vorrätig sein. Die Stangen, auf zwei Seiten abgeplattete Rundhölzer von etwa 8 cm im Querschnitt, werden im Abstand von 30 bis 40 cm quer auf den Sparren befestigt. Weil daran später das Stroh gebunden wird, sind Vierkanthölzer ungeeignet, da jene das haltende Strohband zu stark strapazieren würden.

Ist alles Material in ausreichender Menge vorbereitet, benötigt es noch gutes Wetter für einen Decktag.