Trockenes Wetter ist die Bedingung für einen Decktag, da zuerst das alte Stroh komplett entfernt wird. Dann lässt sich auch besser beurteilen, welche Holzteile auszutauschen sind. Wo notwendig Dachstangen wechseln, eine Schindelreihe an der Traufe und 3 bis 5 nebeneinanderliegende Schindeln an den Ortgängen hoch befestigen, Bleche um den Schornstein und in den Dachkehlungen kontrollieren, evtl. austauschen und dann ran an´s Stroh.
Strohdach decken
Bei sehr heißem Wetter und / oder langer Lagerzeit der Strohschaab kann es vorteilhaft sein, diese zunächst leicht anzufeuchten, um ein Brechen der Halme beim Decken zu umgehen. An einer Seite der ersten freien Stange von der Traufe her beginnend, legt man die erste Schaab mit den Halmenden zum First zeigend an. Nun nimmt man aus dieser Schaab etwas Stroh und verdreht es zu einem Seil, führt dieses um die Dachstange herum und legt bereits die nächste Schaab an. Das Seil verlängert man mit Stroh aus jener 2. Schaab, umschlingt die Stange, nimmt die nächste Schaab, verlängert das Seil, bindet es um die Stange, nächste, verlängern, ….. bis das Dach fertig ist. Als Abschluss wird am Frist eine Reihe Schindeln angebracht und an den Rändern dienen kurze Äste dazu, das Stroh an Ort und Stelle zu halten (siehe Bild oben).
So simpel es klingt und ist, erfordert das Strohdachdecken – wie jedes Handwerk – Ausdauer, Präzision, Geschick und Gleichmäßigkeit. Das Strohseil darf keine Schwachstellen haben und soll in gleicher Festigkeit um die Stangen gewickelt sein. Neu angelegte Schaab müssen fest an die schon gebundenen geschoben werden. Nicht zu stark, dass die Schaab aufkanten, oder zu schwach, wodurch Schwachstellen entstehen würden. Das kürzeste Stroh nimmt man für die erste Stange nach der Traufe. Je länger das Stroh ist, umso weiter überlappt es auf die darunterliegenden Stangen und desto länger die Haltbarkeit. Die Lebensdauer eines Strohdaches hängt auch von der Lage und Ausrichtung des Gebäudes, der Dachneigung, Baumbestand, etc. ab und liegt bei etwa 12 bis 15 Jahren, Tendenz eher sinkend.
Warum „nach Hofer Art“ ?
Im Landkreis Hof gibt es noch 4 strohgedeckte Anwesen, die alle in althergebrachter, lokal üblicher Weise mit den Ähren nach unten in Richtung Traufe gedeckt sind. Das dafür notwendige Binden und Verdrehen der Schaab bedeutet mehr Aufwand beim Dreschen im Winter, ermöglicht später aber ein wesentlich schnelleres Decken des geöffneten Daches. Durch die Befestigung mit dem quasi endlos gedrehten Strohseil braucht es keinerlei Fremdmaterialen zum Decken.
In gleicher Art gedeckte Strohdächer soll es noch in Böhmen, Südtirol, Westungarn und Schweden geben. Im Landkreis Hof bestand diese Technik länger als anderswo fort (möglicherweise, weil diese Variante der Strohdachdeckung von den Bewohnern leichter repariert und ausgebessert werden konnte) und besteht bis heute. (vgl.: Popp, Bertram: Dächer aus Stroh; Die letzten Relikte einer alltäglichen Handwerkstechnik in Bayern; in: Neues aus der Hausforschung in Bayern, Bad Windsheim, 2015)
Sonst wurden und werden Dächer aus Stroh wie Reetdächer angefertigt: die Schaab nur einfach gebunden, die Halmenden zur Traufe gerichtet, Band gelöst, mit einem Deckbrett in der Dachneigung ausgerichtet und geglättet, an die gedeckte Nachbarbahn gedrückt und mittels Weidenruten oder Draht an die Dachstangen gebunden. Das eigentliche Dachdecken dauert dadurch entsprechend länger und benötigt mehr Material. Die dickere Strohschicht von etwa 30 cm lässt hingegen eine längere Haltbarkeit dieser Art der Strohdachdeckung erwarten.
Ein Strohdach sorgt – auch nach heutigen Gesichtspunkten – für ein günstiges Wohnklima, denn es wärmt im Winter und kühlt im Sommer, d.h. allerkleinste Luftzwischenräume im Dach sorgen für einen natürlichen Ausgleich. Und es hält trotzdem dicht und konnte selbst hergestellt werden. Allein der Erneuerungsdruck bleibt über die Jahre hinweg bestehen.